So­zia­le Me­di­en

Die so­ge­nannt so­zia­len Me­di­en sind aus dem World Wide Web und dem All­tag vie­ler Men­schen nicht mehr weg­zu­den­ken. Nebst Aspek­ten rei­ner Un­ter­hal­tung wer­den sie wohl haupt­säch­lich zum Le­sen von Neu­ig­kei­ten und zum Ver­net­zen ver­wen­det.

Le­sen von Neu­ig­kei­ten

An­geb­lich nut­zen heu­te vie­le Leu­te so­zia­le Me­di­en als Haupt­quel­le fürs Be­zie­hen von Neu­ig­kei­ten. Das mag prak­tisch und zeit­ge­mäss er­schei­nen, geht je­doch mit ge­wis­sen Nach­tei­len ein­her, auf die ich hier kurz ein­ge­hen möch­te.

  • Wer in die so­zia­len Me­di­en ein­taucht, schwimmt schnell in ei­ner Flut von In­for­ma­tio­nen. Hier ge­zielt die Über­sicht zu be­hal­ten und über Was­ser zu blei­ben, ist gar nicht so ein­fach. Und das Durch-Scrol­len von end­los an­mu­ten­den Bei­trags­strö­men scheint mir nicht son­der­lich ef­fi­zi­ent zu sein.
  • Es gibt wohl die «smar­ten» Al­go­rith­men, die an­geb­lich das für uns Wich­ti­ge in den Vor­der­grund ho­len sol­len. Letzt­lich ste­hen hin­ter den gros­sen So­cial-Me­dia-Platt­for­men aber pro­fit­ori­en­tier­te Rie­sen­kon­zer­ne, die er­kannt ha­ben, dass sich mit schreie­ri­schen und bauch­pin­seln­den In­hal­ten mehr Geld ver­die­nen lässt als mit sach­li­cher In­for­ma­ti­on. Das führt rasch zu ei­ner Ver­zer­rung in der Aus­wahl der an­ge­zeig­ten Bei­trä­ge, der man sich be­wusst sein soll­te.
  • Ein dazu ver­wand­tes The­ma sind Fake News, die oft mehr Auf­merk­sam­keit und Klicks ge­ne­rie­ren als sach­li­che und wahr­haf­ti­ge Be­richt­erstat­tung. Hier ist es rat­sam, sich eine ge­wis­se Bull­shit-Re­sis­tenz an­zu­trai­nie­ren. Das Aus­le­sen von wah­ren Be­ge­ben­hei­ten wird un­ter dem Ein­fluss der ak­tu­el­len tech­no­lo­gi­schen «Fort­schrit­te» (z.B. täu­schend ech­te, «KI»-generierte Bil­der und Vi­de­os) al­ler­dings lau­fend an­spruchs­vol­ler.
  • Und dann gibt es noch eine Ei­gen­heit der «so­zia­len» Me­di­en, die ich mal mit «Track­ing» be­zeich­nen möch­te: Wir müs­sen lei­der da­von aus­ge­hen, dass wir mit je­dem ein­zel­nen Klick, je­dem «Like», den Platt­form-Be­trei­bern un­se­re In­ter­es­sen, Nei­gun­gen und Ge­fühls­re­gun­gen of­fen­le­gen. Die­se wer­den zu Pro­fi­len zu­sam­men­ge­fasst, die treff­si­che­re Wer­bung er­mög­li­chen sol­len. Da wird un­ser On­line-Ver­hal­ten skru­pel­los zu Geld ge­macht und teils auf ei­nem glo­ba­len Markt ver­kauft. War­um uns das nicht egal sein soll­te, be­leuch­tet z.B. der Film NOTHING TO HIDE.

Mir per­sön­lich sa­gen die so­zia­len Me­di­en zum ge­ziel­ten Le­sen von Neu­ig­kei­ten aus die­sen Grün­den nicht zu. Ich nut­ze hier­für lie­ber eine Kom­bi­na­ti­on von Zei­tung und RSS-Feeds, wie ich es auf der Sei­te Neu­ig­kei­ten um­reis­se.

Ver­net­zen

Der Wunsch, uns zu ver­net­zen und aus­zu­tau­schen, ist uns als so­zia­li­sier­te Le­be­we­sen in die DNA ein­ge­schrie­ben. Auf die­ses Be­dürf­nis ist wohl die Po­pu­la­ri­tät der so­zia­len Me­di­en zu­rück­zu­füh­ren.

Die gros­sen So­cial-Me­dia-Platt­for­men wer­den von pro­fit­ori­en­tier­ten Kon­zer­nen be­trie­ben, die dar­in ein lu­kra­ti­ves Ge­schäft ent­deckt und auf­ge­baut ha­ben. Die Nutzer:innen wer­den in ih­rem On­line-Ver­hal­ten auf die­sen Platt­for­men lei­der nach Strich und Fa­den über­wacht und ana­ly­siert, so­dass wir uns fra­gen kön­nen, ob wir nicht bes­ser von «Ge­nutz­ten» als «Nut­zen­den» spre­chen müss­ten. Ich nen­ne die­se Platt­for­men auch un­gern so­zia­le Me­di­en: Mit «so­zi­al» hat das nur sehr be­dingt et­was zu tun.

Eine er­fri­schen­de Al­ter­na­ti­ve bie­tet je­doch das Fe­di­ver­se, ein «Zu­sam­men­schluss von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ger so­zia­ler Netz­wer­ke mit ge­mein­sa­men Schnitt­stel­len, die Nut­zern den Zu­griff auf alle be­tei­lig­ten Netz­wer­ke er­mög­li­chen, ohne dort ein wei­te­res Kon­to an­le­gen zu müs­sen.» Hier ein nett ge­mach­tes Vi­deo, das das Prin­zip des Fe­di­ver­se ver­an­schau­licht.

Fri­en­di­ca ist ein de­zen­tra­les so­zia­les Netz­werk und Teil die­ses Fe­di­ver­se. Ich habe mir im De­zem­ber 2022 ein Fri­en­di­ca-Kon­to ein­ge­rich­tet, um zu tes­ten, ob das Gan­ze et­was für mich ist. Mei­ne Pro­fil­sei­te fin­det sich hier: https://anonsys.net/profile/sam

Ei­nen gu­ten Ein­stieg ins The­ma «Fri­en­di­ca» ge­währt ein Ar­ti­kel auf gnulinux.ch. Und in der Se­rie Fe­di­ver­se-Diens­te er­hält man ei­nen er­wei­ter­ten Ein­blick in die ver­schie­de­nen Diens­te.

Ich gebe ab­schlies­send ger­ne zu, dass ich kein So­cial-Me­dia-Typ bin: Ei­nen aus­ge­präg­ten Drang, im­mer wie­der In­hal­te zu «pos­ten» ver­spü­re ich nicht, und in Sa­chen Nach­rich­ten­be­schaf­fung gibt es m.E. wie oben be­schrie­ben zu vie­le Nach­tei­le im Ver­gleich zu an­de­ren Ka­nä­len.

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